Die Kneipp'sche Lehre setzt auf fünf Säulen, die in ihrer bewussten Kombination Körper und Geist in Einklang sollen.

Die wichtigste und bekannteste Säule sind die Kneipp’schen Wasseranwendungen – kalte Güsse, Wassertreten und Bäder. Bei der herausragenden Bedeutung des Wassers im Kneipp-Konzept möchte man sich unwillkürlich wundern, warum es so wenige Kneipp-Kurorte am Meer gibt. Und doch ist das Ostseebad Göhren auf Rügen der einzige staatlich anerkannte Kneipp-Kurort an der deutschen Ostseeküste. Und nicht umsonst darf sich das ehemalige Fischerdorf sowohl staatlich anerkannter Kneippkurort als auch Kneipp-Premium-Class-Ort nennen.

Auch für die vier anderen Pfeiler der Kneipp‘schen Methode bietet die Insel Rügen beste Voraussetzungen. Bewegung – nach den Vorstellungen von Sebastian Kneipp vorzugsweise an frischer Luft und in Form häufigen Barfußlaufens – verschafft man sich auf Rügen fast automatisch: Endlose Strände, kilometerlange Rad- und Wanderwege durch grüne Wälder und entlang schroffer Steilküsten, Wassersport und die Angebote von Hotels und Kurverwaltungen laden zu aktiver Erholung in vielfach unberührter Natur ein.

Eine weitere wichtige Rolle in der Kneipp-Medizin spielt die gesunde und vollwertige Ernährung. Und auch hier liegen Rügens Vorteile klar auf der Hand: Viele Restaurants und Hotels setzen auf regionale und saisonale Lebensmittel. Frische Rügen-Produkte stehen auf den Speisekarten der Insel ganz weit oben und leisten ihren Beitrag zur ganzheitlichen und nachhaltigen Kneipp-Idee.

Und hier kommt auch die vierte Säule des Kneipp-Konzepts ins Spiel: die Wirkung von Heilpflanzen. Überall auf der Insel gedeihen in natürlicher Umgebung Kräuter und Pflanzen, die sich positiv auf den Wohlbefinden auswirken können. Bei Kräuterwanderungen und Kochkursen kann mehr über ihr Vorkommen, ihre Verwendung und ihre Wirkung erfahren.

Vervollständigt wird das Kneipp-Konzept von der so genannten Ordnungstherapie, die vor allem auf seelische, geistige und spirituelle Ausgeglichenheit abzielt. Und auch hier bieten die Insel Rügen, ihre Natur und die Weite des Meeres zahlreiche Möglichkeiten, zu sich selbst zu kommen…

Wasser ist untrennbar mit der Kneippkur verbunden. Und auch das Ostseebad Göhren wäre ohne das Wasser der Ostsee nicht das, was ist. Dabei ist die Nähe zum Wasser nicht das Einzige, was das einstige Fischerdorf zum Kneipp-Hotspot macht.

Dank der gesunden Seeluft, der lieblichen Insellandschaften, der modernen Infrastruktur und der speziellen Kur- und Wellnessangebote darf sich Göhren seit 2007 nicht nur Ostseebad, sondern ganz offiziell auch Kneipp-Kurort nennen – ein Titel, mit dem sich kein anderer Ort an der deutschen Ostseeküste schmücken darf.

Zwei Traumstrände, ein idyllischer Kurpark, spezialisierte Gesundheitsangebote und ein lebendiges und zugleich entspanntes Flair laden zu bewusster und nachhaltiger Erholung ein – Pfarrer Kneipp wäre sicherlich begeistert gewesen…

Frischer Fisch und gesunder Sanddorn sind natürlich das Allererste, woran man bei echten Rügenprodukten denkt. Und beides gehört auf Rügener Teller natürlich genauso wie die Leuchttürme zum Kap Arkona. Das ist aber noch längst nicht alles.

Rügen schmecken und erleben bedeutet auch, frische Milch und selbstgemachten Kuchen im Café der Rügener Inselfrische zu genießen, herzhaft in die knusprigen Backwaren aus Rügener Roggen der Bäckerei Peters zu beißen, sich eine Pommersche Lammbratwurst oder eine Spezialität aus dem Salzwiesenfleisch der Öhe-Rinder zu gönnen oder sich das Frühstück mit echtem Rügener Honig zu versüßen.

Ein Abstecher in die Hof- und Bioläden der Insel ist jederzeit eine Entdeckung wert – und hält so manche regionale Überraschung bereit: von Knoblochs Birnensenf bis zur Kosmetik aus Rügener Heilkreide oder Ummanzer Stutenmilch…
 

So alt wie Menschheit ist auch ihr Wissen um die Wirkung vieler Pflanzen und Kräuter. Sie können – richtig angewendet – belebend, beruhigend, heilend oder lindernd wirken und einen natürlichen Beitrag zum Wohlbefinden leisten.

Die Insel Rügen mit ihren vielen geschützten Landschaften ist ein einzigartiges Refugium für viele solcher seltenen Gewächse. Und nicht wenige von ihnen haben nicht nur besondere Kräfte., sondern auch bemerkenswerte Namen: So wird dem Dornigen Hauhechel eine blutreinigende und harntreibende Wirkung, der Knoblauchsrauke eine antiseptische und wundheilende Wirkung nachgesagt.

Wer die Augen offen hält oder sich gar unter fachkundiger Führung auf eine echte Kräuterwanderung begibt, wird mit größter Wahrscheinlichkeit das eine oder andere Geheimnis der Rügener Pflanzwelt (neu) entdecken können.

Als der am 17. Mai 1821 im bayrischen Stephansried geborene Sohn eines Webers und spätere Pfarrer Sebastian Kneipp mit Mitte Zwanzig an einem Lungenleiden erkrankte und zufällig ein Buch des Arztes Johann Siegemund Hahn über die Heilkraft des Wassers entdeckte, begann sich seine Idee einer ganzheitlichen Heilmethode zu entwickeln.

Um sich Linderung von seiner Krankheit zu verschaffen, nahm er mehrmals wöchentlich Bäder in kalten Donau und in der heimischen Wanne.
Die Behandlungen taten ihm gut und er fühlte sich bald besser. Und auch nachdem er seine Krankheit als besiegt ansah, blieben tägliche Wasseranwendungen ein fester Teil seines Lebens.

Neben den Wasseranwendungen nahm Kneipp aufgrund seiner Erfahrungen und Erkenntnisse noch vier weitere Säulen in sein Gesundheitskonzept auf:
Bewegung, vollwertige Ernährung, die Wirkung von Heilpflanzen und die Idee der inneren Ausgeglichenheit. So entwickelte sich ein ganzheitliches Verfahren, das schon vielen Zeitgenossen Kneipps zu einem gesünderen Leben und mehr Wohlbefinden verhalf.

Kneipp wandte seine Methoden sowohl bei sich selbst als auch bei anderen Kranken an und beschäftigte sich Zeit seines Lebens sowohl praktisch als auch theoretisch mit der heilenden Wirkung des Wassers und dem Einfluss der anderen vier Säulen auf die Gesundheit. Sogar der damalige Papst Leo XIII. setzte auf das Wissen und Können des Pfarrers aus Bayern.

Schnell wurden Kneipp und seine Lehre in ganz Europa bekannt. Es wird sogar erzählt, dass Kneipp in Nordamerika seinerzeit der bekannteste Deutsche nach Otto von Bismarck war. Die Bücher, die Kneipp im Laufe seines Lebens schrieb, erreichten Millionenauflagen und werden bis heute verlegt.

Und bis heute haben die Ansätze von Sebastian Kneipp nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Seine Ideen sind sowohl im Alltag als auch im Urlaub oder im Rahmen einer Kur gut umsetzbar und erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit in allen Altersklassen.

Seit 2015 wird das „Kneippen“ von der Unesco sogar im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes gelistet.