Wanderung in den Zickerschen Bergen auf dem Mönchgut im
Biosphärenreservat Südost-Rügen
Quelle: Natur erleben, Naturschutz verstehen
Natura 2000 - Das europäische Naturschutznetz in M-V mit Wandertouren
Hrsg.: Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern
Gesamtlänge: Etwa 9 Kilometer rund um das Zickersche Höft, Abkürzungen möglich
Dauer: 4 bis 6 Stunden bei gemächlichem Tempo mit vielen Pausen zum Genießen der Landschaft Niveau: Leichte Wanderung mit gut begehbaren Wegen, Strandabschnitt etwas beschwerlich
Gastronomie: Einkehrmöglichkeiten in Gager und Groß Zicker
Seit der letzten Eiszeit sind Land und Meer im Südosten von Rügen tief ineinander verzahnt und haben auf engstem Raum eine Vielfalt an Landschaftsformen hervor-gebracht, die zahlreichen Pflanzen- und Tierarten Platz zum Leben gibt. Karmingimpel, Neuntöter, Braunkehlchen, Sperber-grasmücke und Grauammer haben hier eine der höchsten Brutdichten in Mecklenburg-Vorpommern. Mehr als neunzig der an diesem idyllischen Ort vorkommenden Pflanzenarten stehen auf der »Roten Liste« der gefährdeten Arten.
Gleichzeitig ist auf dem Mönchgut eine Kulturlandschaft erhalten geblieben, wie sie woanders kaum noch zu finden ist. Sie wurzelt in der Geschichte der Halbinsel, die im Mittelalter Eigentum des Zisterzienserklosters Eldena bei Greifswald (»der Mönche Gut«) wurde. Abgeschirmt
von der übrigen Insel und vor allem über den Wasserweg versorgt, entwickelten sich hier eine eigene Tradition und Kultur.
(1) Start und Ziel
Das rohrgedeckte Wartehäuschen der Buslinien 20 und 24 in Gager steht direkt am Hafen. Folgen Sie der Wegmarkierung (gelber Strich auf weißem Grund) zunächst nach Westen zum Ende des Ortes.
(2) Blick ins Fischernetz
Die Hagensche Wiek, eine Bucht des Greifswalder Boddens, besitzt große unterseeische Wiesen aus Seegras und Laichkraut. Sobald im Frühling das letzte Eis geschmolzen ist, bauen die Fischer hier ihre Reusennetze auf, mit denen sie große Mengen Frühjahrslaichhering, im Sommer und Herbst vor allem Hecht, Barsch, Aal und Zander fangen.
(3) An der Nektartheke
Links vom Weg erstreckt sich eine Brachfläche. Hier bilden Greiskraut, Disteln, Johanniskraut und vor allem die weißen Dolden von Wilder Möhre, Bärenklau und Schafgarbe ein Schlaraffenland für Insekten. Kleine Wäldchen und Gruppen meist noch recht junger Birken, Kiefern und Eichen sind ideale Nist- und Sitzplätze für Vögel.
(4) Die alten Bauernwälder
Die Wälder des Mönchgutes wurden über Jahrhunderte als Waldweide und zur Brennholz-gewinnung genutzt. Große Bäume mit ausladenden Kronen, meist Eichen, die mit ihren Eicheln zur Mast der Hausschweine dienten, und viele mehr-stämmige, nach dem Holzeinschlag immer wieder ausgetriebene Bäume zeugen noch heute davon.
(5) Zimtlandschaft
Am westlichsten Punkt des Zickerschen Höftes stehen Sie direkt am Kliff. Sollten Sie bei westwindigem Winterwetter unterwegs sein, kann es passieren, dass die verschneiten Wiesenhügel weithin mit einer feinen Schicht von braunem Sandstaub überzogen sind, der von dem am Kliff aufsteigenden Wind herübergeblasen und abgelagert wurde.
(6) Der warme Süden lässt grüßen
Fast rechtwinklig führt der Weg weg vom Kliff und entlang der Waldkante hinein in die besonders im Sommer faszinierenden, blumenreichen Trockenrasen. Angepasst an die sehr nährstoffarmen, trockenen und sommerlich heißen Standorte gedeihen hier Pflanzen, die ihre Hauptverbreitung im Mittelmeerraum und in Südosteuropa haben, z. B. das zierliche Steppen-Lieschgras, weißdoldig blühend der Berg-Haarstrang und die Berg-Heilwurz, der würzig duftende Dost, den meisten als Oregano bekannt, und die Schwalbenwurz, einzige heimische Vertreterin einer sonst tropisch verbreiteten Pflanzenfamilie, den Seidenpflanzengewächsen.
(7) Im Nonnenloch
Der gelben Markierung nach rechts folgend, erreichen Sie nach kurzer Strecke das so genannte Nonnenloch, eine gewaltige Erosionsrinne. Von dort führt der Weg nun ohne Markierung zum Hochufer. Hier bietet sich bei gutem Wetter die Möglichkeit, über einen (steilen) Abstieg an den Strand zu gelangen und einen riesigen Findling an Station 8 zu betrachten. Bei schlechter Witterung sollten Sie die Station 8 jedoch auslassen und dem markierten Weg durch die Wiesenhügel direkt nach Groß Zicker folgen.
(8) Reisender vor 10.000 Jahren
Direkt vor dem Zugang zum Strand liegt ein großer Findling, ein rund 2 Milliarden Jahre alter Granitbrocken. Er wurde mit den Gletschern der letzten Eiszeit aus der Region Uppland in Mittelschweden bis hierher transportiert. Kehren Sie danach zu Station 7 zurück und folgen der Wegebeschreibung zu Station 9.
(9) Das ältestes Wohnhaus von Groß Zicker
Das urige Pfarrwitwenhaus wurde um 1720 gebaut. Es erfreut mit einem prächtigen Bauerngarten. Während der sommerlichen Öffnungszeiten können Sie erfahren, wie die Menschen hier vor hundert Jahren lebten.
(10) Das älteste Gebäude auf Mönchgut
Lassen Sie sich in die kleine frühgotische Backsteinkirche locken. Sie ist rund 600 Jahre alt und sehr sehenswert.
(11) Im Blumenparadies
Am kleinen Holzspielplatz folgen Sie der gelben Markierung hinauf in die Hügel. Auf den ehemaligen Ackerflächen, die hier noch vor einigen Jahren weit verbreitet waren, haben sich Magerrasen mit der Wiesen-Schlüsselblume, dem Rot-Straußgras und dem Rot-Schwingel, Körnchen-Steinbrech, Hahnenfuß und Braunelle entwickelt.
(12) Vom höchsten Punkt des Mönchgutes
Am 66 Meter hohen Bakenberg finden Sie botanische Raritäten wie Kegel-Leimkraut, Steifer Augentrost, Spurre und Zierliches Schillergras. Von hier oben haben Sie einen phantastischen Rundblick. Im Süden schauen Sie auf den zwischen Groß und Klein Zicker liegenden Zickersee, der eigentlich eine »Lagune« ist und ein bedeutendes Heringslaichgebiet dazu. Nach Südwesten reicht der Blick über den gesamten Greifswalder Bodden, ein Europäisches Vogelschutzgebiet mit internationaler Bedeutung. Bis zu 16.000 Wasservögel nutzen jährlich die geschützten Buchten als Nahrungs-, Rast- und Überwinterungsgebiet; Höckerschwan, Hauben-, Zwerg- und Rothalstaucher sowie verschiedene Enten- und Gänsearten brüten hier.
(13) Auf dem Kamm der Zickerschen Berge
Die schöne Aussicht reicht bis zu den Inseln Vilm und Ruden und weiter. Zu Füßen des Wanderers blühen rosa Strandnelken, blaue Berg-Sandknöpfchen, gelbes Habichtskraut und Sand-Strohblumen. Etwa 100 Meter unterhalb der Route in südlicher Richtung finden Sie den Breitenstein, einen großen roten Granit-Findling.
(14) Durch das Möhlendahl
so bezeichnet nach einer heute nicht mehr existierenden Holländer-Windmühle, die 1909 hier aufgestellt wurde, gelangen Sie hinunter nach Gager. Kurz bevor Sie den Ort erreichen, kommen Sie an einem kleinen Quellsumpf vorbei. Im Juni bietet er mit Wollgras und einzelnen Orchideen
ein bezauberndes Bild. Die wertvolle Pflanzendecke ist sehr empfindlich und sollte nicht betreten werden.
(15) Besuch bei Fischers Fritz
Bevor Sie in Gager wieder in den Bus steigen, schauen Sie doch in der Fischräucherei am Hafen vorbei. Vielleicht wird gerade frischer Fisch angelandet und direkt vom Boot verkauft.
Naturschutz:
1984 erklärte man das Zickersche Höft zum Naturschutzgebiet, das 1990 auf ganz Mönchgut ausgedehnt wurde. Mit der Ausweisung des Biosphärenreservates zum 1. Oktober 1990 wurde das Gebiet per Verordnung rechtlich gesichert, die internationale Anerkennung durch die UNESCO erfolgte 1991. Das Tourengebiet befindet sich im FFH-Gebiet »Greifswalder Bodden, Teile des Strelasundes und Nordspitze Usedom« und im Europäischen Vogelschutzgebiet »Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund«.
Anreise:
Mit der Bahn über Stralsund und Bergen nach Putbus, weiter mit dem »Rasenden Roland« (Kleinbahn) bis zum Haltepunkt »Philippshagen«, von dort (oder gleich von Bergen) mit dem Bus 20 bis Gager oder Groß Zicker (Rügener Personennahverkehrs GmbH, Tel.: 03838-19449)
Informationsquellen:
• Autorenkollektiv (1990): Mönchgut – eine Landschaftsstudie, Teil 1 bis 3; VEB Ostsee-Druck, Rostock
• Reinicke, R. (1992): Mönchgut – Zauber einer Landschaft; 1. Auflage; Konrad Reich-Verlag, Rostock
• www.insel-ruegen.com